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Selbstbestimmt in Krisenzeiten

Veröffentlicht am 26.04.2020

"Schützt Eure Kinder"...oder, was Kinder fühlen

 

Dieser Beitrag liegt mir sehr am Herzen und ging mit einer Erzählung von meiner Tochter über Ihren 5-jährigen Sohn, voraus. Als er gerade in dieser Zeit krank war und mit Fieber das Bettchen hüten musste, reagierte er emotional sehr heftig. Ich empfand das für mich sehr erschreckend und traurig zu gleich. Naja, ich war einfach sprachlos: Er sagte zu seiner Mama: „Naja, dann bin ich auch bald im Himmel, wenn ich jetzt sterben muss.“. Meiner Tochter wurde erschreckend bewusst, wie sensibel die Kinder ihre Umwelt wahrnehmen und, dass der Auslöser für die Angst ihres Sohnes, die permanente Radiobeschallung gerade auch zu diesem Thema war. Fortlaufend werden Nachrichten rund um Corona, ums Sterben, um Einschränkungen, Verbote im alltäglichen Leben, deren Bestrafungen, wenn sie nicht eingehalten werden, verbreitet. Auch über die Symptome und ihren „schwerstmöglichen“ Folgen hören wir in allen möglichen Kanälen der Kommunikation.

Hat jemand bei diese Problem behafteten News mal an unsere Kinder gedacht??  Natürlich ist es die Sache der Eltern, darauf zu achten, was ihre Kinder hören oder sehen. Das ist aber nicht wirklich das Thema, denke ich. Wir alle, so glaube ich, dürfen noch einmal neu lernen, unsere Kinder besser zu schützen und mehr Achtsamkeit in unsere Kommunikation legen. Oder einfach mal berücksichtigen, dass es da kleine Wesen auf unserem Erdball gibt, die alles verstehen, aber nicht wirklich einordnen können.

Diese kleinen Wesen sind, egal in welchem Alter, die sensibelsten Wesen, die unsere Welt beherbergt. Sie nehmen alles wahr, was um sie herum passiert oder gesprochen wird. Sobald sie sehr können, versuchen sie sich in ihrer kleinen Welt zurechtzufinden. Sie versuchen die Gestiken, der Eltern oder andere Personen zu deuten, für sich zu „übersetzen“ Da sie noch nicht so perfekt sind in ihrer Sprache, fühlen und spüren sie aber um so tiefer. Das ist ja auch gerade in den ersten Lebensjahren für ihr Überleben wichtig.

Was kann man denn als Papa, als Mama, Oma, Tante, Onkel usw. tun, wenn man selbst gerade versucht, sich in dieser Krise zurechtzufinden? Vielleicht helfen Euch ja ein paar Überlegungen dazu:

  • Frage Dich ganz liebevoll, ohne zu verurteilen, gerne einmal, wie ernst du dein Kind nimmst? Siehst du es als eigenständige Persönlichkeit, als lebendiges Wesen, so wie Du eins bist? Mit demselben Gefühlen, Ängsten, wie Du sie hast?
  • Kinder können sich selbst noch nicht schützen, weil sie erst lernen, was ihnen gut tut und was nicht. So könnt ihr, liebe Familie darauf achten, wie ihr Euch gerade z.Bsp jetzt unterhaltet, welche Kanäle hört Ihr und wie oft? Läuft vielleicht den ganzen Tag der Fernseher oder das Radio, die immer schön noch weiter Gift in die Wunde schütten?!
  • Wir können nicht wissen, was wirklich in den kleinen Köpfen vor sich geht. Wir können dennoch dafür sorgen, dass sie sich wohlbehütet fühlen.
  • Versuche daher die Nachrichten unbedingt alleine zu hören/sehen und finde die passende Worte, um Deine Kinder, ihrem Alter entsprechend zu informieren. Lass sie nicht alleine mit den unüberschaubaren Informationen.
  • Reden ist hier Gold wert!! Schweige deine Kinder nicht an. Redet gemeinsam über die Krise. Redet darüber, je nach Alter des Kindes, was das jetzt für die Familie heißt. Versuche dabei  so undramatisch zu sein, wie es dir selbst möglich ist. Kinder nehmen deine Gefühlslage genau wahr, doch assoziieren sie schlechte Stimmung leider oft mit einem Fehlverhalten ihrer selbst. Also erzähle, offen und herzlich, wie es Dir geht und frage die Kinder, wie sie sich fühlen, was sie draußen oder zu Hause wahrnehmen.
  • Versetz dich doch mal in die Lage der Kinder. Das meine ich wörtlich!! Gehe auf Kinderhöhe und versuche die Welt aus ihrer Höhe zu sehen. Stelle dir vor, du bist 1 Meter groß oder kleiner oder etwas größer…Du gehst jeden Tag die gewohnten Wege mit deiner Mama oder deinem Papa an der Hand. Plötzlich aber kommen Euch immer mehr Menschen entgegen, von denen du die Gesichter nicht mehr erkennen kannst. „Die Menschen tragen so komisches Zeugs vor Mund und Nase“… Und Du darfst mit einem Mal nicht mehr mit den Kinder aus der Nachbarschaft spielen, Du darfst nicht mehr in die Schule, Mama und Papa sind nur noch zu hause. Sie nennen es „Home-Office“…. Huiii, was für gravierende Änderungen und dann hast du nur noch Fragezeichen und möchtest, dass Mama und Papa dir deine Fragen beantworten….  Nicht leicht, oder??
  • Von daher, rede, wenn s angebracht ist. Du wirst erstaunt sein, welche Dankbarkeit du von deinen Kindern bekommst.
  • Erkläre den Kindern, warum ein Abstand nötig ist.
  • Frage sie nach ihren Fragen. Frage sie nach ihren Erlebnissen.
  • Integriere den Mundschutz in dein zu Hause. Egal, ob du ihn aufsetzt oder nicht. Wir wissen nicht, wie lange er uns begleiten wird und welche Form das Tragen noch annehmen wird. Von daher macht es Sinn, ihn zu integrieren, wie eine neue Mütze im Winter. Setzt ihn zeitweise auch zu Hause auf. Zeige, wie er getragen wird. Gebt dem Mundschutz einen lustigen Namen und vor allem, jeder hat seinen EIGENEN!!! Schutz ist nicht nur für Erwachsene.
  • Auch vor den Babys…hier kannst du es wie ein „ Kuckuck-Spiel“ machen. Du beginnst für ca.1 Minute, beim Wickeln vielleicht, ihn aufzusetzen und gibst deinem Baby einen eignen Mundschutz in die Hand. So kann es sich damit vertraut machen und erschrickt sich nicht mehr über die vielen Maskenmenschen.
  • Gemüse abwaschen, Hände waschen schützt…aber auch das muss nicht übertrieben werden. Du kannst daraus ein Spiel machen: Findet dazu ein Lied, das dein Kind mag und nicht zu lang ist. Da gibt es ja zahlreiche Zwei-Reimer. Die Kinder haben auch selbst immer lustige Abwandlungen von Liedern, wie z. Bsp. „Happy Birthday to you…“ Singt dieses Lied dann 2x mal und schon habt ihr die richtige Zeit, die zum Händewaschen empfohlen wird. Also selbst bestimmt und sich dennoch an die „Vorschriften“ halten.
  • Geh auch so oft du kannst in die Natur. Vielleicht könnt ihr ja einen Tag Home-Office mit Outdoor-Learning verbinden. Oder ihr genießt es einfach nur, draußen die Luft, die jetzt viel sauberer geworden ist, einzuatmen. zeigt das Positive dieser Zeit!!! Und wenn es für dich geht, lass auch mal die Feuchttücher weg, lass dein Kind die Erde anfassen, schmecken, lass dein Kind „Räuber“ sein und erinnere dich mit einem Lächeln an deine Kindheit.
  • Je nach Alter, macht es Sinn auch über die Gesundheit zu sprechen. Was heißt denn eigentlich krank sein, was gesund sein?? Was hilft denn, um gesund zu bleiben? Was tut ihr in der Familie dazu? Wie seid ihr dazu aufgestellt? Vielleicht entsteht ja ein gemeinsames Projekt, ala “Deine, meine, unsere Gesundheit stärken…gewusst wie!“ …oder so ähnlich. Kleine gemeinsame Schritte gehen,...das kann Euch alle stärken und mehr zusammenschmieden.
  • Gib deinem Kind oder deinen Kindern jetzt noch mehr von dem, was du ihm sowieso schon immer gibst… Liebe, Wärme und noch mehr kuscheln und noch mehr lächeln…ich weiß, auch das ist manchmal nicht leicht, wenn man selbst grade mit sich zu tun hat. Die Kinder haben aber nur dich, der sie durch diese Krise führen und stärken kann.
  • Und weil es so viele individuelle Situationen gibt, kann jeder nur für sich selbst schauen, was hier passt und umsetzbar ist. Lass dich nicht bremsen, geh nach deinem Gefühl. Das wird dich leiten.
  • Trotz allem, wenn du dich überfordert fühlst mit deiner eigenen Situation und nicht weißt, wo du die Kraft für deine Kinder hernehmen sollt, dann suche dir bitte Hilfe. Manchmal ist es schon hilfreich, nur mal reden zu können. Und vielleicht ergeben sich ja im Gespräch kleine neue Lichtblicke für dich und deine Kraft…Lass uns reden, damit es dir wieder besser geht und deinen Kindern auch. Meine Telefonnummer ist 0152 5361 5937.